Blick durch eine Glaskugel (c) pixabay.com

Blick von der Bank

Datum:
Dienstag, 27. Oktober 2020
Von:
W. Habrich

Gedanken über die Zukunft der Kirche

Viel bekomme ich an meinem zwar hellen, aber stetig kälter werdenden Standort in St. Michael ja nicht mit, aber ich habe schon verstanden, dass mit meiner „Rückkehr auf den Platz“ vorläufig nicht zu rechnen ist. Ich entnehme den manchmal sorgenvollen Gesprächen nach der sonntäglichen Messe „hinten in der Kirche“, dass die Verantwortlichen sich sorgen um ausfallende Termine, um Kontaktmöglichkeiten, um die Angebote in der Adventszeit… Ganz schön schwierig.

Überraschend gab es an einem Oktobersonntag eine Wort-Gottes-Feier, habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Aber wenn für vier gleichzeitige Messen in Wickrath und Odenkirchen nur drei Priester zur Verfügung stehen, kann das ja nicht klappen. War aber gut, und ich hörte, dass es neue Überlegungen und Modelle für die Gottesdienstordnung ab der Adventszeit gibt. Gut, dass noch viele mitmachen und Sorge tragen – in diesen schwierigen Zeiten.

Ganz spannend fand ich das Gespräch in der „offenen Kirche“ am ersten Dienstag im Oktober über „Abbruch oder Aufbruch?“ in unseren Gemeinden. Mir klingelte es ganz schön laut in meinen großen Ohren: Wer geht noch in die Kirche und – vor allem – wer nicht und warum? Freigelassen oder vorsichtig? Fehlendes Bedürfnis? Ersatz durch Gottesdienste in anderen Medien? Andere vermissen die vertrauten Gesichter, die Kommunikation, den Gesang. Was bedeutet es, dass viele (zu Fuß oder per Auto) den Weg zum Nikolauskloster und den dortigen Messen im Park finden? Brauchen wir unsere Kirche vor Ort doch nicht mehr, können wir sie guten Gewissens aufgeben? Wären „Hausmessen“ (kenne ich als altes Kircheninventar natürlich gar nicht) ein Ersatz, wie würden sich diese Gruppen finden, wer übernähme die Verantwortung? Welche Rolle spielten dann die Priester? Wäre ein Agape-Brot in dieser Feier eine „eucharistische Speise“ (war ein Zitat, so rede ich eher nicht), ein Sakrament? Ist die „gnadenhafte Kommunikation“ mit der Person Jesu in der Gemeinschaft auch ohne Brot von gleicher innerer Wirkung? Mir schwirrte der Kopf, aber die Fragen fand ich sehr spannend. Schön fand ich, dass die Teilnehmer(innen) zum Schluss noch die (abgedeckten) „Gotteslob“-Gebetbücher nahmen und gemeinsam beteten (13,5 – Du Gott des Aufbruchs…). Es lohnt sich, mal nachzulesen.

Herzliche Grüße und eine nachdenkliche, vielleicht stillere, aber immer gesegnete Adventszeit euch allen!

Eure „ver-rückte Kirchenbank“

Wolfgang Habrich zeichnet regelmäßig die Gedanken der ver-rückten Kirchenbank auf